deutsch
 
Member of
 
Dachverband der österreichischen Filmschaffenden
Social Media

TERMINE

Details

16.03.2012 |

FILM im NETZ – Verwertungsvorschläge aus dem Netz

Die Podiumsdiskussion in Graz in Kooperation mit der Diagonale ist die Folgeveranstaltung der gut besuchten Konfrontation zum Thema „Urheberrecht im Netz“ im project space am Karlsplatz (16.2.2012). Nach der hitzigen Diskussion über Urheberrechte im Netz und die Initiative „Kunst hat Recht“ soll sich die Veranstaltung in Graz möglichen Lösungsvorschlägen widmen.

Datum
Sa. 24. März 2012
Zeit
16:00 Uhr
Ort
Festivalzentrum Kunsthaus Graz, Space04
Mit
Peter Franck (Chaos Computer Club), Eva Lichtenberger (Mitglied des Europäischen Parlaments), André Nebe (FERA, Europäischer Regieverband), Paul Stepan (Kunst- und Kulturökonom)
Moderation
Dagmar Streicher (Vorstand ADA, Filmschaffende, Dramaturgin)
Link
 

In Graz wird Peter Franck vom Chaos Computer Club (CCC) ein auf Algorithmus basierendes Konzept vorstellen, bei dem die Urheber/innen direkt von den Nutzer/inne/n abgegolten werden. Die EU-Parlamentarierin Eva Lichtenberger, die in Brüssel mehrere Arbeitsgruppen zu diesem Thema geleitet hat, wird über die Positionen der EU zum Thema berichten. Außerdem wird sie das Konzept der Grünen erläutern, die kommerzielle von nicht-kommerziellen Plattformen unterscheiden wollen, um sowohl die Kriminalisierung einer Generation, als auch die Ausbeutung von Urheber/inne/n zu verhindern. Die ebenfalls in Brüssel tätige Dachvereinigung der Europäischen Regieverbände (FERA) wird in Graz durch den Regisseur und Autor André Nebe vertreten sein. Er wird erklären, warum FERA weiterhin auf nationale Regelungen setzt. Kunst und Kulturökonom Paul Stepan ist mit mehreren zeitgemäßen Lösungsvorschlägen vertraut und kann einordnen, wie - mittelfristig gesehen - realistisch ein aus dem Netz lukriertes Einkommen für Urheber/innen ist und welche Rolle Verwertungsgesellschaften dabei spielen werden.

Eine Kooperation von ADA und Diagonale

 

 

© Diagonale / Martin Stenzl

 

 


Bericht zur Veranstaltung

 

Im Verlauf der 2-stündigen, streckenweise hochamüsanten Veranstaltung war nicht nur von Erndussbauern (André Nebe) und von Tiroler Bergbauern (Eva Lichtenberger) die Rede, sondern auch von Lobbyschlachten und Oligopolen (Paul Stepan). Lösungsansätze, die für manche durchaus Sinn machten, waren für andere „zu sozialistisch“. Bei allen Meinungsverschiedenheiten war man sich bei der Kritik an den Verwertungsgesellschaften fast einig.

Eva Lichtenberger (Mitglied des Europäischen Parlaments) berichtete, dass die Debatte über Verwertungsmöglichkeiten im Netz den EU-Abgeordneten in Brüssel mehrere Hundert Lobbyinganfragen monatlich beschere. Die Kommission strebe danach, das Prinzip der Territorialität aufzuweichen und suche – wenig überraschend - nach europäischen Lösungen, da die klassischen nationalen Lösungen in einer globalisierten Welt nicht mehr funktionieren würden. Geplant sei, dass die Kommission demnächst einen Vorschlag zur „Reform der Verwertungsgesellschaften“ vorlege, der schon diesen Herbst im EU-Parlament besprochen werden solle. In der Verhinderungsmacht der Verwertungsgesellschaften, wo die reformunwilligsten Hardliner auszumachen seien, sieht Lichtenberger eine große Gefahr.

Die Grünen hätten sich, so Lichtenberger, noch für kein Modell entschieden. Alle Modelle würden Unschärfen und Schwächen aufweisen, so bleibe vor allem die Organisation der Verteilung ungeklärt. Eckpunkte der Grünen Position sind: transparente und faire Verteilungsmechanismen; eine besondere Dotierung von Innovation, weil die Vielfalt sonst vom Mainstream an die Wand gedrückt würde (Stichwort Konzentrationsprozesse in der Filmindustrie); und nicht zuletzt müssten ein neues Modell ohne Generalüberwachung auskommen.

Peter Franck vom Chaos Computer Club (CCC) erläuterte die sieben Eckpunkte des Modells der „Kulturwertmark“. Der CCC strebe danach, ein transparentes, gerechtes und unbürokratisches Modell zu entwickeln, das auch die kulturelle Vielfalt schütze. André Nebe (FERA, Europ. Regieverband) äußerte sich zunächst kritisch über diejenigen, die sich unter dem fadenscheinigen Argument der Nutzerfeindlichkeit zum Handlager von Internetkonzernen machen würden. Aber auch im Europäischen Regieverband (FERA), sei man noch zu keinem Konsens gekommen: Verbände aus 27 Ländern hätten sehr kontroversielle Ideen und die würden heftig diskutiert. Zunächst konnte man sich in der FERA aber auf die Idee des Ursprungsprinzip einigen: dies bedeute 27 nationale Lösungen im Umgang mit Onlinerechten (Stichwort One-Stop-Shop).  

Der Kulturökonom Paul Stepan brachte Licht in die Sache mit den Erdnüssen und darüber, wie  sich diese von digitalen Kopien unterscheiden. Er sprach dann auch über die wesentlichen ökonomischen Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich brächte, zum Beispiel durch die Abkoppelung von Trägermedien. Laut Stepan verlange keines der diskutierten Modelle eine Verschärfung des Urheberrechts oder eine verschärfte Durchsetzung desselben. Es gehe nicht um eine neues Urheberrecht, sondern viel mehr um die Entwicklung neuer Kompensationsmodelle. Dabei müsse man sich von alten Denkansäetzen lösen. Als Mindestforderung für einen zukünftigen Weg brauche es jedenfalls gesetzliche Lizenzen für das Internet - am besten auf europäischer Ebene. Sie sollten verhindern, dass einige wenige Konzerne die Businessmodelle diktieren, so wie es jetzt teils schon der Fall sei.

 

Audiomittschnitt zur Veranstaltung

 

Alternative content

 

Links zur Veranstaltung

 

Kulturwertmark
Spotify
OnLineArt
Flattr