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News vom 02.05.2018 |

OFFENER BRIEF AN KULTURMINISTER BLÜMEL

Kürzlich wurden die neuen Mitglieder des Filmbeirats in der Abteilung II/3 des Bundeskanzleramts, zuständig für die Förderung „innovativer Projekte im Bereich des Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilms“ präsentiert. Laut Profil hat Kulturminister Gernot Blümel über den Kopf seiner Abteilungsleiterin Barbara Fränzen hinweg Menschen für den Beirat verpflichtet, die keinerlei Expertise im Bereich "Innovativer Film" vorweisen können. Außerdem wird nur mehr eine Frau dem Beirat angehören.

Die Aufregung über die Auswahl ist groß, nicht zuletzt in Hinblick darauf, dass demnächst auch die Neubesetzung der Direktion des Österreichischen Filminstituts ansteht. Die neu gegründete IG Filmkultur hat einen offenen Brief an Minister Blümel geschickt, den zahlreiche Branchenverbände unterstützt haben. Das Schreiben kann jetzt von allen Interessierten unterzeichnet werden.

 

 

Sehr geehrter Herr Minister Blümel,

 

wir ersuchen Sie dringend, die Neubestellung der Beiratsmitglieder der Abteilung II/3 – Film des BKA zu überdenken und damit die Erfolgsgeschichte dieser Filmförderung fortzusetzen.

Die Filmförderung des Bundeskanzleramtes für den innovativen Film in Österreich ist seit vielen Jahrzehnten ein veritables Erfolgsmodell. Mit bescheidenen finanziellen Mitteln werden kontinuierlich künstlerische Welterfolge sowohl im Experimental-, Dokumentar-, Kurz- und Spielfilm erreicht. Diese Filme werden bei den wichtigsten Filmfestivals und in den renommiertesten Cinematheken und Ausstellungshäusern dieser Welt aufgrund ihrer Diversität und künstlerischen Relevanz gefeiert und ausgezeichnet und tragen damit wesentlich zum internationalen Ansehen Österreichs als Kultur- und Filmland bei.

Viele der wichtigsten Namen der österreichischen Filmszene und deren größte Erfolge sind untrennbar mit der Filmförderung des Bundeskanzleramtes verbunden. Sowohl für bereits etablierte, international renommierte österreichische Filmschaffende, als auch für den Filmnachwuchs Österreichs ist diese Förderstelle seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Partner. Basis dafür sind der Respekt für und das Vertrauen in die gute Arbeit der Filmförderung des Bundeskanzleramtes, die nicht zuletzt die unterschiedlichen Regierungen der letzten Jahrzehnte diesem Fördermodell aus gutem Grund entgegengebracht haben.

Unsere Erfolge haben sich nicht automatisch eingestellt; sie sind das Ergebnis langjähriger und weitsichtiger Zusammenarbeit von hochqualifizierten Beamt*innen und Beiratsmitgliedern. So setzt sich der Beirat im Normalfall aus Personen zusammen, die mit den Erfordernissen sowie dem internationalen Gewicht des innovativen österreichischen Filmschaffens aus persönlicher Erfahrung und Expertise vertraut sind. Darüber hinaus stellt eine sorgfältige Zusammenstellung des Beirats sicher, dass eine große Bandbreite an Fachwissen abgedeckt und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gegeben sind.

Durch die jüngst erfolgte Neubestellung der Beiratsmitglieder der Abteilung II/3 - Film des BKA sehen wir die Ausgewogenheit und die Qualität der Entscheidungen derzeit nicht gewährleistet.

Mit Oliver Auspitz und Alexander Glehr sind zwei Produzenten in den Beirat berufen worden, die auf die Produktion von TV-Filmen beziehungsweise großen Kinofilmen spezialisiert sind, aber keine fachliche Beziehung zum innovativen Film haben. Hannes Fretzer ist Schauspieler in TV-Produktionen und hat als Regisseur nicht die für diese Beiratstätigkeit notwendige Erfahrung vorzuweisen.

Mit den Besetzungsentscheidungen für den Festivalbeirat verhält es sich nicht anders: in den Biografien von Serge Falck und Peter Hofbauer fehlt jegliche Expertise im Bereich Filmfestivals.

Den oben genannten Personen fehlt die spezifische Qualifikation für die Beiratstätigkeit im BKA und unter den insgesamt sieben von Ihnen neu bestellten Personen findet sich nur eine (!) Frau.

Wir möchten Sie nachdrücklich auffordern, Ihrer Verantwortung als Minister für Kunst und Kultur nachzukommen und die Neubesetzung bis zum nächsten Einreichtermin am 31. Mai zu überdenken. Gerne erläutern wir Ihnen unseren Standpunkt in einem persönlichen Gespräch.

Sehr geehrter Minister Blümel, besetzen Sie den Beirat der Filmförderung im Bundeskanzleramt geschlechterparitätisch und mit qualifizierten Expert*innen für innovativen Film!

Hochachtungsvoll, 
IG Filmkultur 
http://www.filmkultur.at

 

 

Pressespiegel:
Profil (29.04.2019)

Neubesetzung des Filmbeirats des Bundeskanzleramts: Wellen hoch!

 

Kleine Zeitung (01.05.2019):

Offener Brief an Minister Blümel: Serge Falck und Co.: Branche kritisiert Neubesetzungen im Filmbeirat

 

Der Standard (29.04.2019)

In der Szene regt sich Widerstand gegen neuen Filmbeirat