Bei unserem DS#50 zeigen wir „Wald“ von Elisabeth Scharang.
Im Anschluss an die Vorführung gibt es ein Q&A mit Elisabeth Scharang (Regie) & Barbara Windtner (ADA).
Nach der Explosion ist es ganz still. Marian (Birgitte Hobmeier) packt ein paar Sachen, lässt den Mann (Bogdan Dumitrache) zurück in der Stadt und zieht sich in das alte, geerbte Haus der verstorbenen Großmutter zurück, zehn Kilometer entfernt vom nächsten Dorf. Sie hat keinen Strom, keine Nahrungsmittel, wenig Geld, kein Auto. Und ihre Anwesenheit stört, sie löst Unruhe aus im Dorf. Was will sie hier? In der Nähe des alten Hauses lebt Marians Jugendfreundin Gerti (Gerti Drassl), die den Hof führt und ihre alten Eltern versorgt. Früher waren Gerti und Marian beste Freundinnen, im Trio mit Franz (Johannes Krisch) zogen sie tagelang durch die Wälder. Die Rückkehr von Marian befeuert zwischen den dreien alte Konflikte und vergessene Träume. Manchmal muss man vor der Katastrophe kapitulieren, um neu anfangen zu können. Inspiriert von dem Bestseller WALD von Doris Knecht, erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Elisabeth Scharang („Jack“) eine heftige Geschichte, die leise daherkommt. Es geht um Abhängigkeiten, um die Angst, die Kontrolle zu verlieren und das Gefühl von Freiheit. Aber Scharang weiß: Alles kann gut werden, wenn zwei Frauen nebeneinandersitzen, ein Dosenbier aufmachen und eine rauchen.
Elisabeth Scharang: "Marians Handeln ist optionslos. Ich glaube, das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass der Ort, an dem man sich sicher fühlt – das Zuhause, die Stadt, in der man lebt – aufhört, ein „safe space“ zu sein. Das zu verkraften, ist sehr schwierig. Ich wusste auch, es ist etwas Unfassbares passiert, aber mir persönlich war nichts geschehen; ich war nicht verletzt. Erst am nächsten Tag, beim Versuch, darüber zu sprechen, musste ich mir selber dabei zuschauen, dass ich nicht mehr aufhören konnte, zu weinen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Erst dann war klar: mir ist etwas passiert.“
ELISABETH SCHARANG (Regie & Drehbuch) Elisabeth Scharang lebt und arbeitet als Regisseurin, Drehbuchautorin, Journalistin und Radiomoderatorin in Wien. Sie ist Autodidaktin in ihrem Beruf, moderiert seit 1989 im ORF Radio für FM4 und Ö1 Gesprächsformate, konzipierte und gestaltete über zwanzig TV-Dokumentationen und arbeitet seit 2001 als freie Spiel- und Dokumentarfilmregisseurin vorwiegend für Kinoproduktionen. Die Kinodokumentation TINTENFISCHALARM feierte 2005 ihre Weltpremiere auf der Berlinale und ist bis heute einer der relevantesten Dokumentarfilme zum Thema Intersexualität. MEINE LIEBE REPUBLIK wurde erfolgreich im Dokumentarwettbewerb in Karlovy Vary gezeigt und reißt über die filmische Begegnung mit dem NS-Euthanasie Überlebenden Friedrich Zawrel ein Stück österreichischer Zeitgeschichte neu auf. Nach VIELLEICHT IN EINEM ANDEREN LEBEN war JACK 2015 der zweite Kinospielfilm der Regisseurin, der bei den Filmfestspielen in Locarno auf der Grande Piazza seine Weltpremiere feierte und kurz danach auf dem Filmfestival in Toronto gezeigt wurde. Die Dreharbeiten für den Kinospielfilm WALD, frei nach Motiven aus dem Bestseller von Doris Knecht, fanden im Herbst 2021 statt. Aktuell arbeitet Elisabeth Scharang an einem Dokumentarfilm über die strukturelle Gewalt gegen Frauen*und die Gründe für Femizide. Für NICHT EINE WENIGER dreht sie in über zehn Ländern mit Aktivist*innen und Expert*innen. Elisabeth Scharang ist filmpolitisch bei FCGloria und im Kollektiv dieRegisseur*innen aktiv und unterstützt als Mentorin Frauen im Bereich Filmregie und Drehbuch.
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